21.07.2022 - Gemeinsam mit dem Kollektiv „orangotango" und dem Projektteam von „Gesundheit in der nachhaltigen Stadt“ sind an zwei Nachmittagen im Hansaviertel und in Berg Fidel die Bewohner*innen tief in die Gesundheit ihrer Stadtviertel eingetaucht. Sie spürten bei diesen Stadtteilspaziergängen gesund- und krankmachenden Orten im jeweiligen Viertel nach.
Während der partizipativen Stadtteilrundgänge, die ein Baustein des Projektes von "Gesundheit in der nachhaltigen Stadt" sind, kamen unterschiedlichste Herausforderungen und Fragen ans Licht.
Die eigene Gesundheit wird nicht nur durch das eigene Handeln beeinflusst, sondern auch durch die Strukturen um einen herum, sprich in den Stadtvierteln und der gesamten Stadt. Dies kam bei den beiden Stadtteilspaziergängen im Hansaviertel und in Berg Fidel deutlich zum Vorschein.
Die Teilnehmenden spürten auf den Spaziergängen unter anderen diesen Fragen nach:
Auch wenn ganz unterschiedliche Menschen in den Rundgängen zusammenkamen und entsprechend vielfältige Antworten auf die Fragen hatten, wurden nicht nur die Symptome der eigenen Gesundheit gesehen. Vielmehr standen die Ursachen von Gesundheit bzw. Krankheit im Fokus und die Erkenntnis, diese nicht nur bei sich selbst, sondern auch in den gesellschaftlichen und städtischen Strukturen, also im eigenen Viertel und der eigenen Stadt, zu erkennen.
Das breite, künstlerisch-kreative Methodenrepertoire des Kollektivs „orangotango – Kollektiv für populäre Bildung und kreativen Protest“ ließ die Teilnehmenden ihren Stadtteil aus anderen Perspektiven wahrnehmen und spielerisch erkunden. Mit einem „Body Mapping“ brachten die Teilnehmenden Ruhe in den Stadtteil und entdeckten unerkannte Oasen, Gerüche und Geräusche bei einer „Führung mit geschlossenen Augen“. Darüber hinaus schauten sie sich die Regeln und Strukturen, unter denen Orte im Stadtteil funktionieren, durch die Augen von Theaterzuschauenden an und erklärten Menschen vom Mars, warum bestimmte Dinge im Stadtteil so sind wie sie sind und wieso sie krank machen. Gemeinsam wurden am Ende Wünsche und Utopien für ein gesundes Hansaviertel und ein gesundes Berg Fidel mit Kreide auf die Straße gebracht.
Während der Spaziergänge kamen so ganz unterschiedliche Aspekte, Fragen und Herausforderungen für die Menschen in den Stadtteilen auf. Diese reichten von der schimmeligen Wohnung, über verschmutzte und ungepflegte Grünflächen und deren ungleicher Umsorgung durch die Stadt, bis hin zu fehlenden Aktivitäten oder Teilhabemöglichkeiten an Aktivitäten im Stadtteil. Auch die bisherige, fehlende Partizipation an einer demokratischen Gestaltung von Gesundheit im Stadtteil wurde als Herausforderung benannt.
Durch die Rundgänge wurden erste Wege beschritten, Gesundheit für alle in der Stadt zu gestalten und das nicht nur gemessen an Sportmöglichkeiten oder Ernährungsgewohnheiten. Letztlich müssen für eine gesunde Stadt die strukturellen Verhältnisse, wie die Wohnsituation vieler Mieter*innen, die Teilhabe an der Gestaltung des eigenen Stadtteils und an den Aktivitäten im Stadtteil, ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl oder eine intensivere Vernetzung der Nachbarschaft angepackt werden.
Die in den Spaziergängen gesammelten strukturellen Probleme und Herausforderungen für die Gesundheit der Bewohner*innen in den Stadteilen und der Gesamtstadt fließen auch in die partizipative Entwicklung eines Handlungsprogramms für gesundheitliche Chancengleichheit in Münster ein. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden Bedarfe, Herausforderungen und auch entsprechende Maßnahmenvorschläge für eine Gesunde Stadt für alle entwickelt.
Interessierte Personen an weiteren Spaziergängen sind herzlich eingeladen, am 20.10.2022, im Rahmen des Nachhaltigkeitstages der WWU (Campus Earth Day), beim Stadtteilspaziergang Innenstadt teilzunehmen.
Bei Interesse an den Stadtteilspaziergängen, bei allgemeinen Fragen oder Anmerkungen zu dem Projekt wenden Sie sich gerne telefonisch oder per Mail an Lisa Kamphaus: