Wissenschaft trifft Lebensart in Münster - nur bislang meist nicht am gleichen Ort. Das Leitthema sucht neue Perspektiven für urbanes Leben, wo Forschung und Hochschullehre bislang allein zuhause sind.
„Unlösbar ist das Bild einer Universitäts- und Studierendenstadt mit Münster verbunden. Münster hat bereits über 60.000 Studierende insgesamt und gehört damit im Reigen der europäischen Großstädte zu den Städten mit den höchsten Studierendenanteilen. Dies zeigt sich im Leben der Stadt überdeutlich und verleiht ihr ein ‚junges Gesicht‘.“ (ISEK 2030, Baustein C).
Damit das so bleibt, gilt es, die anstehenden umfangreichen baulichen Entwicklungen gerade rund um das Coesfelder Kreuz zu vernetzen und mehr. Mit der Allianz für die Wissenschaft und den Studierendenvertretungen hat Münster dafür starke Partnerinnen. Sie bildeten auch den Kern des Stadtforums am 21. Mai 2019 im Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin.
Begegnung
Das Labor, der Seminarraum, der Schreibtisch – wer diese für die überwiegenden, gar ausschließlichen Orte wissenschaftlichen Fortgangs hält, vergisst die Kaffeemaschinen. So vorgestellt durch externe Fachleute in ihrem Impulsvortrag über die ETH Zürich: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende treffen sich beim Kaffeeautomaten. Zum Gespräch, zum akademischen Austausch, zum Wohlfühlen. Also ist es wichtig, solche Begegnungsorte zu schaffen, öffentliche Freiräume mit animierender Attraktivität, Räume für Co-Learning, Co-Working, Gastronomie etc. Das Stadtforum Urbane Wissensquartiere diskutierte Wege und Gestaltungsoptionen zur Verbesserung der Begegnungsmöglichkeiten.
Nachbarschaften
Die einzelnen Gebäude der Wissensquartiere sollten zueinander, auch mit ihren jeweiligen Forschungs- und Lehrinhalten in eine intensivere nachbarschaftliche Beziehung kommen, sollten funktional und organisatorisch stärker vernetzt werden. Das, so das Stadtforum, wäre auch nach außen in Richtung Stadtgesellschaft ein Gewinn, um beispielsweise gemeinsame Angebote in einem institutsübergreifenden Terminkalender mitzuteilen.
Mischung
So gleichförmig wie bisher bräuchten und sollten Wissensquartiere nicht genutzt werden. Warum sollten Seminargebäude, Wohngebäude, Begegnungsorte, Gastronomie, Pop-up-Stores, Fab-Labs sich nicht räumlich wie zeitlich überlagern, mithin flexibel genutzt werden?! Auch Flächenpotenziale wie überdimensionierte Straßen (zum Beispiel Corrensstraße), großzügige, ebenerdige Parkplatzanlagen seien einbeziehbar – so der Diskussionsstand im Stadtforum.
Pop-up-Dorms, also temporäre Wohnheime für Studierende auf ungenutzten Flächen oder überdimensionierten Straßenräumen.
Vom Letter of Intent (LoI) – dem Zusammenschluss aller Partner und Partnerinnen der Wissenschaftsstadt, dem Zukunftsspaziergang und dem Stadtforum zum Thema Urbane Wissensquartiere war bereits die Rede. Dem folgte ein internationaler Wettbewerb Zukunft der Wissenschaftsstadt. Vier renommierte, international tätige Büros legten los und lieferten wertvolle Konzepte für die Transformation von monofunktionalen Wissenschaftsbereichen in lebendige, gemischte und gut vernetzte Quartiere mit urbanen Qualitäten. Ein wesentlicher Vorschlag war der Science Boulevard als Rückgrat der Wissenslandschaft mit neuen Qualitäten für Fuß- und Radverkehr – vom Sport-Campus am Horstmarer Landweg im Norden über das Coesfelder Kreuz, die Domagkstraße bis zum Jungeblodtplatz.
Der Arbeitskreis Nachhaltige Stadtentwicklung in Münsters Allianz für Wissenschaft griff diesen Impuls der Internationalen Ideenwerkstatt auf und plant, die Corrensstraße als Teilstück des künftigen Science Boulevard völlig neu zu denken, zurzeit werden konkrete Ideen entwickelt. Zeitlich zunächst begrenzt in Form eines Reallabors, sollen sie im Herbst 2021 mit Studierenden der Hochschulen umgesetzt werden.
Ebenfalls als Teilstück des Science Boulevard wird die Domagkstraße im Klinikviertel auf Initiative des UKM fußgänger- und fahrradgerecht umgestaltet. Sie wird sich an einem promenaden ähnlichen Charakter orientieren.
Entwurf Domagkstraße, Grafik: WES LandschaftsArchitektur
Die Vor- und Nachbereitung des Stadtforums und die Ausarbeitung der Diskussionsimpulse zum Leitthema sind in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Münster 2030 eingeflossen. Prozessdokumentation und -ergebnisse finden sich hier: