Urbane Wissensquartiere

CorrensLab - Wissensquartier zum Leben

10.10.2021 - Vom 29. September bis zum 2. Oktober wurde die Correns­straße zum Schau­platz für ein Real­experi­ment zur Um­ge­staltung von Münsters Wissens­quartieren. Mit dem Projekt von Uni, FH und Stadt haben Studier­ende ihre Ide­en für einen lebens­werten und nach­haltigen Stadt­raum vorgestellt und hier­über einen Dialog initi­iert.  

Aus ganz unterschiedlichen Perspek­tiven und Fach­richtungen haben Studier­ende (und Lehr­ende) der beiden Hoch­schulen im Sommer­semester heraus­gearbeitet, wie die Correns­straße mehr Lebens­qualität bieten könnte - und das hoch­schul­über­greifend, inter­disziplinär und ko­operativ. Heraus­gekom­men sind 16 Stati­onen und digitale Ange­bote mit den Schwer­punkten Begeg­nung, Betei­li­gung, Mobi­lität und Öko­logie. Es geht ihnen um nichts weni­ger als die grund­sätzliche Frage nach einer gemein­wohl­orient­ierten Quar­tiers- und Stadt­entwicklung. Darü­ber möch­ten sie mit den Men­schen, die hier leben und arbeit­en, der Stadt­gesell­schaft und Ver­ant­wort­lichen in Aus­tausch kom­men und Impulse geben.

FH Münster
Universität Münster

Das Rahmenprogramm der Correnswoche

Dazu haben sie ein spannendes Veranstaltungs­pro­gramm mit Vor­trägen, Live-Musik, Theater­gruppen und nach­haltigen Speisen und Ge­tränken auf die Beine gestellt.

Die Studierenden prägen den Bereich Corrensstraße. Wir sollten sie und ihre Ideen unbe­dingt bei der Um­ge­staltung des Quar­tiers mit einbeziehen.

Prof. Dr. Petra Teitscheid, FH Münster

Der Aufbau des Projektmarkts

Die Projekte

Die Projektbeschreibungen basieren auf Texten der studentischen Teams aus den ver­chiedenen Hochschulen, die im Vorfeld der CorrensWoche für die Projekt-Homepage erstellt wurden.

Kreislaufkiosk

KreislaufkioskStromerzeugung mit dem Energie-Fahrrad | Foto: Heiner Witte
Jede Nutzung von Rohstoffen hat Auswirkungen auf die Umwelt: Emissionen und Schadstoffe werden freigesetzt, Flächen verbraucht, und nicht zuletzt entstehen riesige Abfallmengen. All das zusammen führt dazu, dass unsere planetaren Grenzen überschritten werden. Das Modell der Kreislaufwirtschaft will - als alternatives Modell zur linearen Wirtschaft - vielen dieser Probleme entgegenwirken. Die Grundidee der Kreislauf­wirtschaft ist es, Ressourcen über einen möglichst langen Zeitraum im Zyklus zu erhalten. Davon profitieren die Umwelt und die Gemeinschaft, da deutlich weniger Abfälle anfallen und der Bedarf an Rohstoffen minimiert wird.

Wie ist das nun aber praktisch umsetzbar? Und wie wird ein Kreislaufmodell für die Ernährungswirtschaft erfahrbar und erlebbar?

Motivation des Projektteams war es, ein erlebbares Modell zu entwickeln, durch das der Wert unserer Lebensmittel und Dienstleistungen wahr­genommen und hinterfragt wird. Ein kleines Modell mit einer hoffentlich großen Wirkung auf die Achtsamkeit des Konsums. Und das alles für, mit und von der Gemeinschaft. So kann es gehen:

Wie wäre es mit einem frisch gepressten Apfelsaft?

Von regionalen Kooperationspartnern bekommt der Kreislaufkiosk gerettete Äpfel, die in den Entsafter wandern. Die Energie für den Entsafter können die Besucher*innen selbst mithilfe des Energiefahrrads generieren. Ergebnis daraus ist nicht nur der frisch gepresste Saft, sondern auch der Apfeltrester. Dieser wird nicht weggeschmissen, sondern entweder in der Küche weiter­verarbeitet, oder er landet auf dem Correnskompost. Der reichhaltige Kom­post wird dann in den Hochbeeten für den Anbau von frischem Gemüse genutzt, welches wiederum im Kreislaufkiosk weiterverarbeitet werden kann.

Sollte jemand das nötige Kleingeld gerade nicht dabei haben, kein Problem! Dafür gibt es ein alternatives Bezahlsystem. Entweder hat schon jemand anders vorher bezahlt, sodass sich ein Gutschein auf der Pinnwand findet, oder es wird mit etwas "bezahlt", das zu dem Gemeinwohl auf der Correns­straße beitragen könnte, zum Beispiel in Form einer musikalischen Dar­bietung.

Quartiersinitiative

QuartiersinitiativeInformationsmaterial zu den Quartiersinitiativen | Foto: Jean-Marie Tronquet
Wir haben uns sicherlich alle schon einmal die Frage gestellt, ob uns an dem Ort, an dem wir wohnen, arbeiten oder unsere Freizeit verbringen alles gefällt. In unserem Alltag treten regel­mäßig Probleme auf wie: Wo kann ich eine Bohrmaschine ausleihen? oder: Wer gießt meine Blumen, wenn ich mal im Urlaub bin? Oder uns treibt das Bedürfnis um, mit den Menschen aus der Nachbarschaft in Kontakt zu treten und gemeinsam etwas zu unternehmen oder Aktivitäten ins Leben zu rufen.

Wenn man sich diese Fragen stellt, stößt man früher oder später auf das Konzept der Quartiersinitiativen.

Zunächst einmal sind Quartiere auf der Ebene kleinteiliger sozialräumlicher Strukturen zu finden und sind Orte des Wohnens, des Austauschs und der gesellschaftlichen Teilhabe*.

Die Quartiersinitiativen stehen dabei für Sozialräume, in denen sich Akteur*innen, wie beispielsweise die Anwohner*innen, treffen können. In diesen Räumen kann sich eine Andersartigkeit und eine Kreativität ausdrücken, die im Mainstream keinen Platz findet. Sie dienen der Identi­fikation mit dem Stadtraum und verkörpern eine gelebte Nachhaltigkeit als Bottom-Up-Prozess, weshalb sie dabei auch als urbane Reallabore betrachtet werden können. Quartiersinitiativen können dabei als besonders starke Form der Partizipation betrachtet werden. Dabei werden die Initiativen von ganz unterschiedlichen Akteur*innen gebildet und geleitet, dazu gehö­ren beispielsweise die Quartiersbewohner*innen oder die lokale Wirtschaft und Dienstleister*innen.

Die häufigsten Anliegen von Quartiersinitiativen sind:

-  Umweltschutz
-  gegen / für Bauvorhaben sein
-  Inklusion
-  Wohnraumförderung
-  Nachbarschaftshilfen, insbesondere für Senior*innen
-  Innenstadtgestaltung
-  Stärkung von lokalen Kulturveranstaltungen

Da eine Quartiersinitiative auf ein längerfristiges Bestehen ausgerichtet ist und durch Personen aus dem jeweiligen Quartier geleitet wird, war es den Projektdurchführenden nicht möglich, eine solche Initiative im Rahmen des Reallabors an der Corrensstraße selbst ins Leben zu rufen. Deswegen haben sie sich als Gruppe überlegt, eine grundlegende Aufklärungsarbeit über Quartiersinitiativen zu leisten. Während der Projektage des Reallabors lagen dafür zwei Broschüren aus. Zum einen soll eine Broschüre allgemeine Informationen über Quartiersinitiativen aufführen, um eine entsprechende Wissensgrundlage zu schaffen. Zum anderen sollen in einer zweiten Broschüre die verschiedenen Quartiersinitiativen bzw. Bürgerinitiativen, die bereits in Münster aktiv sind, vorgestellt werden.

Das Ziel soll sein, die Besucher und Besucherinnen über das Konzept der Quartiersinitiativen und die bereits bestehenden Quartiersinitiativen in Münster zu informieren und diese damit zu animieren, sich im Rahmen ihres eigenen Quartiers für eine nachhaltige Stadtentwicklung einzusetzen und selbst aktiv zu werden.

*Zum Nachlesen:

Miriam Grates, Annette Krön und Harald Rüßler (2018):
Stadtquartiere: Rahmenbedingungen verstehen und Ausgangssituation erfassen. Detmold, auch online unter: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/191446/1/QuartiersNETZ-Handbuch-01.pdf


Davide Brocchi (2018):
Bürgerschaftliche Initiativen für eine nachhaltige Quartiersentwicklung, zugleich: FGW-Impuls Integrierende Stadtentwicklung 06. Düsseldorf, auch online unter: http://fgw-nrw.de/fileadmin/images/pdf/Impuls-ISE-06-Brocchi-web3.pdf

Fahrradinfrastruktur 2.0

Fahrradinfrastruktur 2.0Lastenräder und Kreidespray zum Test | Foto: Ute Zerfowski
Fahrräder gibt es in Münster genug, aber was ist mit der Fahr­radinfrastruktur? Wie sie aktuell aussieht und wie sie in Zukunft aussehen könnte, zeigen wir Euch im Rahmen des CorrensLab.

sie in Zukunft aussehen könnte, zeigen wir Euch im Rahmen des CorrensLab.

Einen Teil nachhaltiger, zukunftsfähiger Mobilität stellen Lastenräder dar. Sie können den urbanen Transportverkehr aufs Rad verlagern, sparen Fahrten mit dem Auto und sorgen so für ein besseres Lebensgefühl in der Stadt. Wer in Münster häufig mit dem Rad fährt, war bestimmt schon auf einer Fahrradstraße unterwegs. Die Fahrradstraßen 2.0 gibt es seit 2019 in Münster, und sie ermöglichen den Radfahrenden hohen Komfort, größere Sicherheit und bessere Sichtbarkeit. Um die Vorteile gegenüber einem normalen Radweg aufzuzeigen, entsteht für das CorrensLab eine vier Meter breite Fahrgasse, die genug Platz zum Ausprobieren bietet. Denn an unserem Stand könnt Ihr verschiedene Lastenräder ausprobieren und erste Erfahrungen mit den umweltsie in Zukunft aussehen könnte, zeigen wir Euch im Rahmen des CorrensLab. Denn an unserem Stand könnt Ihr verschiedene Lastenräder ausprobieren und erste Erfahrungen mit den umwelt­freundlichen Transportleezen sammeln. Außerdem werden als Zukunftsmodell Sharing-Konzepte mit dem lokalen Anbieter tretty vorgestellt. Die grünen tretty-Bikes und -Tretroller (ohne E-Unterstützung) können dann auch auf der temporär angelegten Fahrradstraße ausprobiert werden.

Ebenfalls vor Ort ist die Leezenküche des ADFC Münster. Dort kann mit Unterstützung von Experten das Rad selbst repariert und ein Rundum-Check durchgeführt werden. Auf der Bühne gibt es am Freitagvormittag zudem einen Vortrag des ADFC zu den Themen Verkehrswende und nachhaltige Mobilität.

Weitere Informationen rund ums Thema Mobilität finden sich hinter den QR-Codes auf dem gesamten Gelände des CorrensLab, am Fahrradinfrastruktur 2.0-Stand oder bei dessen Kooperationspartner*innen.

Kooperationspartner*innen sind der ADFC Kreisverband Münster (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club), Tretty, die AG Kritische Stadtgeographie am WWU-Institut für Geographie und Lasse-Dein Lastenrad für Münster.

Klimaresilienz in der Corrensstraße

KlimaresilienzVersuchsaufbau verschiedener Dachflächen | Foto: Heiner Witte
Das Thema Klimaresilienz muss langfristig gedacht werden. Damit klima­resiliente Städte entstehen können, müssen Maßnahmen für einen nachhaltigen Umbau durchgeführt werden. In der Correns­straße sollte das zum Beispiel durch Redu­zierung der Straßen­flächen zugunsten von Grünstrukturen geschehen. Auch Grün- und Solardächer sind Ansatzpunkte für eine klimaresiliente und zukunftsfähige Stadtentwicklung. Insgesamt ist es aber wichtig, bei diesem Thema gesamt­heitlich und nicht in Einzelmaßnahmen zu denken.

CorrensGarten

CorrensGartenCorrensGarten mit Upcycling-Hochbeeten | Foto: Kathrin Freund
Im CorrensGarten soll mithilfe von Hochbeeten gezeigt werden, dass Gärtnern auch auf kleiner Fläche und mitten in der Stadt möglich ist. In mehreren Upcycling Hochbeeten werden die Themen Kompost, insek­tenfreundliche Gärten und Gemüseanbau vorgestellt.










CorrensLaube

CorrensLaubeEine Laube als Begegnungsraum | Foto: Ute Zerfowski
Wenn Sie einmal an die Corrensstraße denken und überlegen, was Ihnen an Ihrem Arbeits-, Wohn- oder Studienort wichtig ist, haben Sie dann das Gefühl, dass die Corrensstraße ein Ort ist, an dem diese Wünsche erfüllt werden (können)? An dem Sie Ihre Mittagspause oder auch Ihre Freizeit so verbringen können, wie Sie es vielleicht gerne würden?

Die Projekt-Gruppe konnte diese Fragen ganz klar mit einem NEIN beantworten! Vor allem in der Mittagspause oder zwischen den Veran­staltungen fehlt an der Corrensstraße ein Ort des Zusammenkommens mit anderen, eine Gelegenheit sich hinzusetzen, sich auszutauschen, zu essen, zu erzählen, zu lernen oder einfach nur zum Verweilen und zum Entspannen. Und genau hier setzt das Projekt an!

Die CorrensLaube möchte dazu beitragen, die überdimensionierte Straße zu verändern und umzugestalten und den Platz nicht für die verhältnismäßig wenigen Autos zu nutzen, sondern für die Menschen, die dort leben und arbeiten. Die Gruppe möchte einen Ort schaffen, an dem die Möglichkeit besteht sich aufzuhalten, Zeit mit anderen zu verbringen und an den die Menschen vielleicht auch in ihrer Freizeit hingehen, da dort etwas los ist, es Unterhaltung gibt und einfach Platz ist zum Zusammenkommen und um gemeinsam etwas zu erleben.

Die Gruppenmitglieder selbst hatteen die Erfahrung gemacht, dass genau das an der Corrensstraße fehlt. Vor allem am Wochenende oder am Abend ist der Ort wie ausgestorben, da es dort keinerlei Unterhaltungsangebote oder Platz zum Aufhalten gibt. Ziel war es also, einen Begegnungsraum zu schaffen, der sowohl in den Pausen als auch in der Freizeit genutzt werden kann und der dazu beiträgt, die Aufenthaltsqualität zu steigern und die Menschen zusammenbringt! Also ganz nach dem Motto „Weg vom Straßenraum hin zum Begegnungsraum!"

Vorstellen können wir uns hier eine Laube vor mit Sitzgelegenheiten, die eine gemütliche/entspannte Atmosphäre schaffen und so dazu einladen sollen, Platz zu nehmen und seine Zeit zum Lernen oder zum Entspannen zu verbringen. Zudem soll die Laube mit ihren Pflanzen zur Insektenfreundlichkeit und Begrünung der Fläche beitragen. Wichtig ist darüber hinaus, dass es vor allem ein Ort ohne Konsumzwang sein soll, an dem jede*r nach eigenen Vorlieben Zeit alleine oder mit Anderen verbringen kann. Zudem wollte das Team mit der Laube einen Ort kreieren, an dem Platz ist für einen aktiven Austausch untereinander. Es könnten regelmäßig Thementage/-abende stattfinden, an denen beispielsweise 1x monatlich Fahrräder repariert oder Theaterstücke aufgeführt werden oder sich Leute zusammentun, die gerne Musik machen. Dies soll die Bevölkerung dazu einladen, den Raum nach den eigenen Vorstellungen aktiv mitzugestalten und so einen Anreiz schaffen, den Ort zu nutzen.

Im Rahmen der CorrensWoche trägt die Laube mit Vorträgen, Theaterstücken sowie Workshops zur Unterhaltung bei und bietet ein Rahmenprogramm, welches noch einmal verdeutlichen soll, welche Potenziale in dem Straßenraum stecken, die durch die aktuelle Nutzung nicht ausgeschöpft werden. Und das zeigt, wie der Raum langfristig genutzt werden kann. Die CorrensLaube will die Besucher*innen dazu einladen, den Raum aktiv mitzugestalten und Teil davon zu werden und ihn so mit Leben zu füllen.

Bewegte Pause/Bewegter Feierabend

Bewegte Pause/Bewegter FeierabendBewegungsangebote wie eine Tischtennisplatte | Foto: Ute Zerfowski
Die bewegte Pause soll als eine Art Spielplatz für Erwachsene fungieren, der aus Bewegungs- aber auch Verweil­möglichkeiten besteht. Derzeit laden die überdimensionierte Corrensstraße und die (eher graue) Umge­bung nicht zum Verweilen ein. Ziel ist es, einen öffentlichen Bewegungs- und Verweilort zu schaffen, sodass gerade auch Studierende, Lehrende und sonstige Beschäftigte aus der Umgebung Bewegung, Ausgleich und Pause finden. Der Spielplatz soll eine Begegnungs­stätte sein, bei dem ein Austausch der Hochschul-Fachbereiche in unge­zwungener Atmosphäre stattfinden kann. Der Nutzen generationen­übergreifender Bewegungsangebote soll verdeutlicht und ein Beitrag zur Gesundheit am Arbeitsplatz geleistet werden.

Die kommende Stadt - Das Spiel

Das SpielOB Lewe lässt sich das Spiel erläutern | Foto: Heiner Witte
Ist die Stadt von morgen die Stadt von heute? Oder ganz anders? Jetzt kann es ausprobiert werden: Das Forum lädt zu einem einzigartigen Spiel ein, in dem Besucher*innen Stadt neu denken können: ökologisch grün, ökonomisch stark, sozial gerecht oder kulturell divers? Dabei wird es auch darum gehen, Ressourcen clever zu nutzen, damit am Ende des Spiels eine Stadt entsteht, die allen zukünftigen Herausforderungen standhält.

Eine Spielrunde für 5 Personen dauert etwa 150 Minuten. Das Team leitet dabei an. Es geht darum, gemeinsam die kommende Stadt entstehen zu lassen!

Partizipative Stadtplanung

Partizipative StadtplanungBildunterschrift
Was ist eigentlich Partizipation?

Partizipatorische Ansätze spielen in der nachhaltigen Stadtentwicklung eine wichtige Rolle. Deswegen hat sich eine Projektgruppe mit dem Thema Partizipation im Correns-Lab ausein­andergesetzt und dabei verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten erarbeitet.

Partizipation meint Bürger:innenbeteiligung und verfolgt das Ziel, „eine möglichst inklusive Teilhabe zu organisieren" (Olaf Schnur). Informelle Partizipationsinstrumente reichen von Bürger:innenversammlungen, Ideenworkshops und Befragungen bis hin zur Einbindung von technischen Möglichkeiten wie Social Media und Augmented Reality. Mit den verschie­denen Verfahren sollen Einwohnerinnen und Einwohner über räumliche Vorhaben informiert werden, sich aber auch aktiv in diese einbringen und selbst mitbestimmen können.

Partizipative StadtplanungAbb. 1: Die Stufen der Partizipation
Die Stufen der Partizipation nach Lüttringhausen (Abb. 1) zeigen, auf welchen Ebenen Partizipation stattfinden kann. Die Projekt-Webseite correnslab.de (bis 2022), Flyer und Presse informieren über das Projekt und die Ideen. Gleichzeitig bringen geht das Correns-Lab im September auf die Straße, um Bürgerinnen und Bürger mitwirken und mitentscheiden zu lassen. Bürgerinnen und Bürger können sich aber auch eigeninitiativ zusammenschließen und als Bürger:innenverein ihre Belange geltend machen. Dies und vieles mehr sind Facetten von Partizipation und damit ein wichtiger Teil von gelebter Demokratie.

Partizipation im Correns-Lab

Zwei Verfahren der Bürgerbeteiligung, die sich in unseren Augen im Correns-Lab besonders eignen, möchte das Projekt-Team anwenden. Damit soll wir den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, aktiv bei der Gestaltung ihres Quartiers mitzuwirken.

Darüber hinaus möchten das Team Bürgerinnen und Bürger für Partizipations­möglichkeiten sensibilisieren, sodass diese sich auch anschließend aktiv an der Planung ihrer Stadt beteiligen.

Das OpenHouseEvent: Bei dieser Partizipationsmethode werden zunächst alle Teilprojekte des Reallabors vorgestellt. Anhand von Steckbriefen können sich die Bürgerinnen und Bürger einen Überblick über alle Ideen verschaffen und Stellung beziehen, indem sie sich schriftlich oder durch grüne und rote Klebepunkte dazu äußern.

Daneben sollen auch eigene Vorstellungen und Ideen der Bevölkerung Platz finden. Diese werden dann ebenfalls ausgestellt und können von anderen Besucher:innen kommentiert und erweitert werden.

Auf diese Weise kann ein guter Überblick darüber gewonnen werden, wie die einzelnen Projekte bei den Besucher:innen ankommen. Durch die Evaluation der Projekte und das Einbringen von Ideen wird erkennbar, was sich die Bevölkerung für die Corrensstraße wünscht.

Die Kommentierung und Entwicklung von Ideen kann anonym oder namentlich geschehen. Wenn sich Bürger:innen im weiteren Verlauf gerne in das Projekt einbringen möchte, können sie sich organisieren zu einem Bürger:innenverein für die Corrensstraße.

Planning for Real: Hierbei wird ein Modell vom Stadtraum erstellt, das es zu verändern und zu gestalten gilt. Die Besucher:innen können an diesem Modell Vorschläge einbringen und visualisieren, somit wird das Ganze noch einmal auf eine andere Weise greifbar und erfahrbar. Das gemeinsame Arbeiten an dem Modell fördert zudem den Austausch zwischen den Bürger:innen und weiteren Akteur:innen aus der Stadtgesellschaft.

Durch die verschiedenen Methoden sollen möglichst viele Menschen erreicht und dazu motiviert werden, sich an der Gestaltung des Stadtraums an der Corrensstraße zu beteiligen.

Neben dem Modell, das eigens hierfür angefertigt wird, sollen hier auch Modelle aus einem vergangenen Uni-Seminar ausgestellt werden, die bereits Ideen für eine Umgestaltung und den Rückbau der Corrensstraße zeigen.

Was hat das mit den MünsterZukünften zu tun?

Die kurze Antwortet lautet: Sehr viel.

Die etwas längere Antwort: Das ausgewählte Münster­Zukünfte-Leit­thema Urbane Wissens­quartiere bewegte die Wissen­schafts­akteur­innen und -akteure, und im Stadt­forum zum Thema wurde schnell klar: Es soll mehr Leben und Auf­enthalts­qualität in Münsters Wissenschafts­quartieren geben. So wie sie einmal gedacht waren - mono­funktional und für den Auto­verkehr opti­miert - , sind sie nicht nach­haltig und zukunfts­fähig. Es braucht einen Trans­forma­tions­prozess. Zur Kon­kreti­sierung wurde eine Internationale Ideenwerkstatt zur Zukunft der Wissenschaftsstadt gestartet. Die teil­nehmen­den Büros identi­fizierten überein­stimmend die breit an­gelegte Corrensstraße als zen­tralen Teil einer wichtigen Verbin­dungs­achse in den Urbanen Wissens­quartieren (eines potenziellen Science Boulevards), der gleich­zeitig viel Gestal­tungs­spielraum bietet. 

Der Arbeitskreis Nachhaltige Stadt­ent­wicklung der Allianz für Wissen­schaft hat diese Erkennt­nisse aufge­griffen und die Idee des Correns­Lab als Real­experiment ent­wickelt - als Gemeinschafts­projekt von WWU, FH und Stadt Münster. Und um­gesetzt basierend auf Ideen der Studie­renden aus den Fächern Öko­tropho­logie, Bau­wesen und Wasser­wirt­schaft (FH Münster), Geo­graphie, Geo­infor­matik und Politik­wissen­schaften (WWU Münster) und hohem Engagement und Ein­satz aller Betei­ligten.

Schon jetzt sind völlig neue Kooperationen zwischen den beiden Hoch­schulen aber auch mit der Stadt entstanden und bestehende Kontakte wurden weiter ausgebaut. Damit ist Münster optimal für die Bewältigung der städtischen Veränderungs­prozesse aufgestellt.

Prof. Dr. Christian Kray & Prof. Dr. Samuel Mössner, WWU Münster

Was bedeutete das temporär für den Verkehr?

Auf dem Abschnitt der Corrensstraße zwischen Röntgen­straße und Heisenberg­straße wurden in der Correns­woche auf zwei der vier Fahr­spuren das Correns­Lab eingerichtet.

Die Correns­straße war während der Veranstaltungs­tage in beiden Fahrt­richtungen befahrbar, auch konnten Heisenberg- und Röntgen­straße unein­geschränkt ge­nutzt werden. Für den Bus­verkehr ergaben sich keine Ände­rungen.

Karte mit Markierung des Bereichs für das CorrensLab 2021

Das CorrensLab entsand vom 29. September - 2. Oktober auf dem rot markierten Teil der Corrensstraße auf zwei der vier Fahrspuren. Karte: © OpenStreetMap-Mitwirkende

Wichtige Impulse für die Entwicklung der Zukunftsquartiere im Westen der Stadt

Es präsentierten sich hier 16 studentische Projekte wobei das Themenspektrum beeindruckend vielfältig war: Wie gestaltet man Prozesse zur Umgestaltung eines Quartiers? Was sind die „Zutaten“ für ein attraktives Wissensquartier? Gerade zu dieser Frage wurde es ganz konkret: Mit der „Correnslaube“ gab es einen Treffpunkt. Es gab Vorträge zu unterschiedlichsten Themen. Es gab Sport- und Kulturangebote. Es gab unterschiedlichste Verpflegungsmöglichkeiten. Man konnte erfahren, wie Quartiere klimaresilienter geplant und gebaut werden können. Aber man konnte auch Verkehrsmittel nachhaltiger Mobilität – z. B. Lastenfahrräder – ausprobieren.   

Die Resonanz auf das CorrensLab war groß: immer war ein reges Kommen und Gehen. Von Tag zu Tag kamen immer mehr Studierende – aber auch Anwohner/innen – ins CorrensLab. Auch war die Resonanz in Münsters Rathaus groß: Vertreterinnen und Vertreter aus dem Rat und der Bezirksvertretung West besuchten das CorrensLab, auch Oberbürgermeister Markus Lewe und Stadtbaurat Robin Denstorff tauschten sich mit den engagierten Studierenden aus.

Was steckt dahinter?

Die Studierenden von Uni und FH stellen die Hintergründe nachhaltiger Entwicklung dar, vergleichen dies mit der aktuellen Situation an der Corrensstraße und leiten daraus ab, welche Maßnahmen und Projekte im CorrensLab erprobt werden und wie die Corrensstraße der Zukunft aussehen könnte. Das ganze haben die Studierenden in einem selbst produzierten Video festgehalten:

Autorinnen: Emma Buhl & Lisa Süssmuth, Studierende der FH Münster

Wie geht es jetzt weiter? 

Mit dem CorrensLab wurde gezeigt, wie es gelingen kann, Studierende in die Stadtentwicklung einzubeziehen. Das soll insbesondere in den Urbanen Wissensquartieren in Münsters Westen konsequent fortgesetzt werden. Das Interesse daran ist in den Hochschulen sehr groß.