26.06.2019 - Eine angeregte Debatte: Am 11. April 2019 kamen 80 Personen zusammen, um den im 1. Hafenratschlag begonnenen Hafendialog wieder aufzunehmen. Unter ihnen Vertreterinnen und Vertretern der Anlieger- und Mieterschaft, der Eigentümer, der Verwaltung, der Politik und aus Interessenverbänden.
Sie berieten über die zukünftige Organisation, beschrieben zukünftige Perspektiven und schlugen Themen für den Beginn des Hafendialogs vor. Im Folgenden erhalten Sie — in Form kurzer Auszüge — einen Überblick über der Diskussion und Ergebnisse. Die ausführliche Dokumentation (erstellt durch das begleitende Planungsbüro BurgdorffStadt) können Sie hier downloaden:
Die Planungen im Hafen
Übergeordnete Planungen
Im Hafen treffen viele Planungsfragen und unterschiedliche Ausgangslagen aufeinander. Wie komplex die Entwicklungen im Hafen sind, erklärte Christopher Festersen, Amtsleiter des Stadtplanungsamtes in Münster. Es gibt übergeordnete Planungen, die auch das Hafenareal betreffen.
Zum Beispiel die Reaktivierung der WLE-Strecke (Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH), die in Zukunft Sendenhorst und Münster direkt verbinden wird. Der neue Haltepunkt für den Hafen im Bereich der „Lippstädter Straße“ wird Wirkung auf das Mobilitätsangebot im gesamten Hafenareal haben und einen wichtigen Beitrag zu einem guten öffentlichen Mobilitätsangebot in Münster leisten. Sowohl der Bau als auch der Betrieb der Bahnlinie werden natürlich Lärmemissionen zur Folge haben, die auf die angrenzenden Flächen wirken. Der Dortmund-Ems-Kanal (DEK) wird auf Stadtstrecke um 6 m verbreitert. Im Bereich des jetzigen Parallelhafens wird die Spundwand um 9 m nach Westen versetzt. Der aufgeweitete Bereich „Parallelhafen“ soll zukünftig als Liegefläche für dienen. Auch hier bedeutet das Veränderungen für die angrenzende Fläche.
Emissionen Verkehr
Die Lärmemissionen, die durch den Verkehr und durch andere Nutzungen verursacht werden, beschränken die Zulässigkeit von Nutzungen (insbesondere Wohnen) ganz entscheidend. Es wird im Detail zu entscheiden und zu planen sein, wie an einzelnen Standorten eventuell doch ein Wohnungsangebot geschaffen werden kann.
Emissionen Gewerbe
Große Teile des Hafens sind, anders als in vielen anderen Städten, noch von Gewerbe- und Industrie geprägt. Wenn der Hafen sich langfristig weiterentwickeln soll und hierbei gewerbliche Nutzungen im Zentrum stehen, würde das das Potenzial, im Umfeld Wohnen anzubieten, einschränken. Eine mögliche Umstrukturierung des Gewerbes, könnte die Chance eröffnen, neue Räume für imissionssensible Nutzungen zu eröffnen.
Emissionen Veranstaltungen
Das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland ist lokal, aber auch überregional wichtig für die gesamte Stadt Münster.
Mit den angrenzenden Flächen des Hawerkamps, als wichtigen Kultur und Veranstaltungsort sowie der großen Veranstaltungsfläche südlich des Albersloherwegs, bildet das Areal einen bedeutenden Veranstaltungscluster, der ebenfalls durch Lärmemission zur Komplexität der zukünftigen Planungen im Hafenareal beiträgt.
Komplexität der Planungen
Die zukünftigen Planungen für den Hafen müssen sich dieser beschriebenen Komplexität stellen.
Es gilt die Chancen, die sich durch die übergeordneten Planungen ergeben, zu nutzen und die Nutzungsbeschränkungen, die insbesondere durch die Lärmemissionen verursacht werden, über die konkreten Planungen so weit wie möglich zu reduzieren.
Die Organisation
Bürgerbeteiligungs-Projekte
Die Idee ist, dass die zukünftige „Hafenmeisterei“, als Dreh- und Angelpunkt des Dialogs, mit dem Hafenratschlag einen Resonanzraum bekommt, um den Prozess zu verbessern, immer wieder anzupassen und zu verstetigen. Das Hafenteam unterstützt die Hafenmeisterei von städtischer Seite.
Hafenmeisterei
Sie ist der Motor und Dialoggestalter des Hafendialogs. Sie hat die Aufgabe, die alltägliche Kommunikation und Information zu verbessern, die Fortschreibung des Masterplans zur Diskussion zu stellen und ist erster Ansprechpartner – durchaus im Sinne einer Empfangsfunktion – für alle Fragen, die die Hafenentwicklung betreff en. Zu den konkreten Aufgaben zählen z.B. Hafenratschlag organisieren, Workshops vorbereiten, Baustellenmanagement, Ansprechpartner.
Hafenteam
Das Hafenteam ist der Ermöglicher der Hafenentwicklung und begleitet den Hafendialog als Fachplaner und Schnittstelle zur Stadtverwaltung. Zu den Aufgaben zählen z. B. Planungsfragen voran bringen, und Möglichkeiten aufzeigen. Es besteht aus einem festen Team (Stadtplanung, Stadtmarketing,…), kann und soll temporär thematisch ergänzt werden.
Hafenratschlag
Er ist der Berater und der Resonanzraum des Hafendialogs. Er triff t sich mindestens zwei Mal im Jahr. Im Hafenratschlag kommen bis zu 100 Personen zusammen, die alle 2 Jahre zu ungefähr 1/3 neu besetzt werden sollten. Die Mitglieder des Hafenratschlags sind die Hafenexperten. Zu den Aufgaben zählen z. B. Skizzen des Masterplans beraten, Alltagsthemen des Hafens beraten, neue Themen platzieren.
Arbeitsgruppen
Die Arbeitsgruppen können themenspezifisch vom Hafenratschlag einberufen werden. Sie sind die Unterstützerinnen des Hafendialogs. Aufgaben können z. B. sein, neue Mobilitätskonzepte für den Hafen zu denken, Kommunikationsformate zu entwickeln etc.
Stadtverwaltung
Die Stadtverwaltung arbeitet im Hintergrund mit dem Hafenteam zusammen an der Realisierung von Entwicklungsschritten im Hafen.
Hafenanlieger & Stadtgesellschaft
Sind alle, die im Hafen arbeiten, wohnen oder dort etwas besitzen, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Münster, die ein Interesse an der zukünftigen Entwicklung des Hafens haben. Sie können sich auf die Mitgliedschaft im Hafenratschlag bewerben und jederzeit an Arbeitsgruppen des Hafenratschlags mitwirken.
Bürgerbeteiligung
Der Hafenratschlag ersetzt nicht die Bürgerbeteiligung im Rahmen unterschiedlicher Projekte. Die Beteiligung im Rahmen hafenrelevanter Projekte wird in Zusammenarbeit mit der Hafenmeisterei geplant und durchgeführt.
Die Perspektiven
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hafenmeisterei im Herbst 2019 besetzt sein soll, das stadtinterne Hafenteam wird ebenfalls kurz nach der Sommerpause gegründet sein, der Hafendialog soll zusammenkommen, sobald sich abzeichnet, dass die Besetzung der Hafenmeisterei geklärt ist. Dann wird es konkret werden und wir werden gemeinsam beginnen, die Entwicklung des Masterplans, die Entwicklungspotenziale einzelner Flächen, das zukünftige Mobilitätskonzept und die Qualität der öffentlichen Räume zu beraten und zu begleiten.
Charakter des Hafens
Der Hafen soll widersprüchlich bleiben. Die Kontraste, die Tag- und Nachtnutzung, die günstigen und teuren Angebote machen zusammen das Besondere aus.
Wohnen
Einerseits ist der Wunsch nach Wohnungen in Münster und auch in der weiteren Hafenentwicklung groß. Andererseits wird gesehen, dass die aktuelle Lärmbelastung durch Verkehr, Gewerbe und Kulturnutzungen groß ist. Es sollte nicht darauf hinaus laufen, dass das Wohnen die nächtliche Nutzung wesentlich einschränkt. Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass Wohnungen nur in Einzelfällen und mit einer „Lärmschutzbebauung“ aus Gewerbe und ähnlichen Nutzungen vorgesehen werden kann.
Identität/Erinnerung
Es sollte darauf geachtet werden, dass die wenigen historischen Relikte, die noch im Hafen vorhanden sind, in der weiteren Entwicklung Raum finden.
Kultur & Gastronomie
Der Stadthafen 2 hat bereits einen Schwerpunkt im Bereich der Kulturnutzung. Dieser könnte weiter ausgebaut werden. Wenn es sich hierbei aber vor allem um laute Nachtnutzungen handelt geht das auf die Kosten des Wohnens – auch östlich des Kanals.
Gewerbe
Münster braucht auch weiterhin Flächen für gewerbliche Nutzungen. Diese sollten auf keinen Fall weiter reduziert – eher ausgeweitet werden.
Mobilität
Hafen 1 und 2 sollten zu Vorbildern zeitgemäßer und umweltfreundlicher Mobilität werden. Dazu gehört auch, dass möglichst kurze Wege in und zwischen den Quartieren möglich sind. Der Wunsch nach einer Querung des Hafenbeckens 01 wurde mehrfach geäußert.
Technologie
Der Hafen sollte mit der besten digitalen Infrastruktur ausgestattet sein, um so auch zum Experimentierfeld für neue Technologien werden können.
Freizeit & Sport
Die freien Flächen bieten viele Gelegenheiten Sportangebote aller Art zu schaffen. Dazu könnte auch eine Skateboardanalage gehören. Und natürlich sollte das Wasser intensiver und vor allem legal genutzt werden können.
Grün- & Naturräume
Dort, wo es möglich ist, sollten grüne Inseln und Verbindungen geschaffen werden.
Umgang mit Grundstücken
Die Grundstücke, die der Stadt oder der öffentlichen Hand gehören, sollten im Eigentum der öffentlich Hand bleiben. Die Zukunft von Schlüsselflächen sollte öffentlich behandelt und verhandelt werden, bevor sie vergeben werden.