29.09.2020 - Wie wächst eine Wissenschaftsstadt? Einfach weiter nach überkommenem Schema? Immer mehr Institutsgebäude, drangepackt an bestehende Wissenschaftsviertel?
Absehbare Folge: Ein breiter werdender Gürtel von Institutskästen, aufgereiht an Straßenschneisen. Tagsüber konzentriertes Lernen, Forschen und Entwickeln – und abends »hochgeklappte Bürgersteige«. Das Leben? Spielt woanders. Das kann nicht die Lösung sein, schon gar nicht in einer Stadt, die die Verbindung von »Wissenschaft und Lebensart« zum Leitbild erklärt. Münster will den Beweis antreten: Wissenschaft mit Wohnen, Leben mit Forschung und Entwicklung – im neuen »Urbanen Wissensquartier« an der Busso-Peus-Straße geht das zusammen.
Zwei Herausforderungen treffen hier aufeinander. An erster Stelle: Die Wissenschaftsstadt Münster – insbesondere der Wissenschaftspark zwischen Correns- und Busso-Peus-Straße – sucht händeringend nach Erweiterungschancen. Zum zweiten: Das wachsende Münster braucht dringend mehr neuen Wohnraum – und die dafür ausgewiesenen Baulandreserven reichen noch nicht aus. Die Antworten auf beide Herausforderungen intelligent miteinander zu verknüpfen – das ist von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der gesamten Wissenschaftsstadt Münster.
Westlich entlang der Busso-Peus-Straße, im Norden zum Grünzug der Kinderbach-Aue begrenzt durch den Gievenbecker Weg, im Süden grenzend an die Appelbreistiege, im Westen an die Gelände von Waldorf- und Michael-Schule; ca. 15 ha.
Ganz besonders gilt das für Münsters »Wissenschafts-Westen«. An dieser Stelle einfach die Verbreiterung eines reinen, zu vielen Zeiten leblosen Büro- und Institutsgürtels? Damit wären die Menschen im angrenzenden Gievenbeck vom Leben der Kernstadt auf Dauer abgeriegelt. Stattdessen ist gerade hier ein belebender Brückenschlag gefragt, eine engere Anbindung: Durch die urbane Mischung und Verzahnung von Wissenschaft, Arbeiten und Wohnen – Wohnen insbesondere für Normalverdienende, für Studierende, für Beschäftigte des UKM und der wissenschaftlichen Einrichtungen.
Ein solches innovatives Vorhaben entspricht ziemlich genau dem, worauf sich Münsters erprobte »Allianz für Wissenschaft« – bestehend aus Universität, Fachhochschule, Universitätsklinikum, Studierendenwerk, Bau- und Liegenschaftsbetrieb und Stadt Münster – in einer gemeinsamen Absichtserklärung verständigt hat: Eine solche Allianz für Wissenschaft auch »in der Fläche« umzusetzen.
Ähnlich wie im unweit nördlich geplanten »Urbanen Modellquartier« an der Steinfurter Straße, aber mit noch deutlicherem Akzent auf der Wissenschaft, soll westlich der Busso-Peus-Straße ein »Urbanes Wissensquartier« entstehen: Raum für die Erweiterung der Wissenschaftsstadt und zugleich für bis zu 600 Wohneinheiten, eine attraktive, urbane Mischung, in herausragender Lage, wenige Minuten bis in die Innenstadt und gleichzeitig in direkter Nachbarschaft zu Uni-Klinikum, Fachhochschulzentrum, Leonardo-Campus sowie hochrangigen Forschungs- und Technologieeinrichtungen.
Gestützt auf Erfahrungen aus anderen europäischen Städten sind hier – im Rahmen von Münsters »Zukunfts-Prozess« – bereits spannende Vorentwürfe renommierter Planungsbüros entstanden, mit zukunftsweisenden Konzepten für Mobilität, Klimaschutz, Ökologie, Grün- und Freiraumqualität. Insbesondere sollen folgende Themen hierbei aufgegriffen werden: eine möglichst hohe Eigenversorgung der Quartiere mit erneuerbarer Energie, Verkehrskonzepte mit Vorrang für Rad- und Fußwege, eine qualitätsvolle Verbindung von Freiräumen und Gebäuden, das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach sowie eine Durchmischung hinsichtlich der sozialen und demografischen Struktur. Diese Ideen sollen, sobald wichtige Voraussetzungen geklärt sind, in einem breit angelegten Werkstattprozess mit allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt und weiterentwickelt werden.
Lebendige Urbanität
Datenlizenz Deutschland – Land NRW / Stadt Münster (2017/2019) – Version 2.0
So kann an der Busso-Peus-Straße nicht nur ein dringend benötigter, nachhaltiger Beitrag zur Entlastung des Wohnungsmarktes geleistet werden. Sondern hier eröffnen sich vor allem faszinierende Perspektiven für Münsters Zukunft als Wissenschaftstadt.