29.09.2020 - Wie wird unsere wachsende Stadt in Zukunft aussehen? Einfach so wie heute, nur größer, mit neuen Wohn- und Schlafsiedlungen drumherum, daneben weitere Flächen für Büros, Arbeit und Gewerbe, all das verbunden mit mehr, längeren und volleren Straßen?
Eine intelligentere Antwort für Münster, zukunftsfähig und nachhaltig, soll in herausragender städtebaulicher Lage entstehen: Im »Urbanen Modellquartier« an der Steinfurter Straße.
Hier können bis zu 2.000 Wohneinheiten entstehen – ein erheblicher Beitrag zur Entlastung des überhitzten münsterschen Wohnungsmarktes, und zwar in einer Größenordnung, die den derzeit in Bebauung befindlichen Kasernenarealen entspricht. Das allein wäre schon wichtig genug. Doch die besondere Bedeutung und die Zukunftsfähigkeit des Quartiers liegt in einer weiteren Qualität: Hier wird das Wohnen verknüpft mit Raum für Arbeit, Technologie und Wissenschaft.
Der Stadtraum südwestlich der Steinfurter Straße, nordwestlich der Austermannstraße, östlich des Wasserweges; ca. 50 ha.
Lebendige Urbanität
Dafür ist die Lage des Modellquartiers geradezu geschaffen: Direkt benachbart suchen die wissenschafts- und forschungsaffinen Unternehmen des Technologieparks dringend nach Erweiterungsmöglichkeiten. Hier soll nun beides verknüpft werden, ermöglicht durch die baurechtlich relativ junge Form eines »Urbanen Gebiets« – sie folgt dem Leitbild eines lebendigen städtischen Qartiers mit kurzen Wegen, integrierten Arbeitsplätzen und einer guten sozialen Mischung. Die strikte räumliche Trennung – reines Wohnen und Schlafen hier, Arbeit, Forschung und Wirtschaft dort – ist ein Konzept von gestern. Konzepte, die das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach aufgreifen, sind zeitgemäß und anzustreben.
Das gilt erst recht, wenn es um eine so besondere, innenstadtnahe Fläche geht wie die entlang der Steinfurter Straße: Eine erstklassige Lage, zehn Fahrradminuten bis zum Domplatz, verkehrlich direkt angeschlossen, angrenzend an das attraktive Naherholungsgrün der Kinderbach-Aue. Und zugleich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Innovationskernen im Technologie- und im Wissenschaftspark sowie zum kreativen Umfeld am Leonardo-Campus. In den zu erstellenden Verkehrskonzepten sind dem Fahrrad- und dem Fußverkehr daher besondere Bedeutung beizumessen.
Für die hier angestrebte enge Verschränkung von Wohnen und Arbeiten, Wissenschaft und Leben wurden im Prozess der MünsterZukünfte bereits Vorleistungen erbracht. Renommierte Planungsbüros haben – gestützt auf Beispiele und Erfahrungen aus anderen europäischen Städten – einen ersten beispielhaften Entwurf für ein »Urbanes Modellquartier« ausgearbeitet.
Lebendige Urbanität hängt dabei entscheidend davon ab, wie dicht und vielfältig sich die Nutzungen im Quartier mischen lassen. Und zwar nicht etwa nur im Nebeneinander von unterschiedlich genutzten Gebäuden. Sondern auch im »Übereinander«: Warum soll nicht über Instituts-Etagen oder Entwicklungs-Büros auch gewohnt werden können? Besondere Bedeutung kommt der Vitalisierung der Erdgeschosse zu: Nicht nur Einkauf, Gastronomie und Kleingewerbe, auch Räume für kreative Nutzungen oder soziale Treffpunkte beleben die Gebäude hin zum öffentlichen Raum.
Doch letztlich sind es die dort Wohnenden, die darüber entscheiden, wie lebendig ihr Quartier sein wird. Deshalb entsteht hier eine möglichst breite und bunte Mischung von Wohnformen, selbstverständlich mit klarem Akzent auf leistbarem Wohnraum nach den Maßgaben von Münsters Sozialgerechter Bodennutzung (SoBoMü). Aber auch kooperative und inklusive Wohnformen (Jung und Alt, Baugruppen oder Genossenschaften) sorgen für eine hohe Identifikation mit dem »eigenen« Quartier.
Unterstützt werden solche Impulse zur Gemeinschaftbildung durch die Förderung von gemeinschaftlichen Räumen im Haus und im Quartier, von öffentlichen Grünräumen, auch von Freiflächen, die sich die dort Wohnenden sukzessive für die eigene Nutzung erschließen können, Mobilstationen und Sharing-Angebote, die eine zukunftsfähige Mobilität unterstützen.
Auch werden die Quartiere eine zeitgemäße Antwort auf den Klimawandel geben und beispielsweise eine möglichst hohe Eigenversorgung mit erneuerbarer Energie sicherstellen.
Datenlizenz Deutschland – Land NRW / Stadt Münster (2017/2019) – Version 2.0
Insgesamt wird hier entlang der Steinfurter Straße, nachdem wichtige Voraussetzungen geklärt werden konnten, ein urbanes Modellquartier entstehen, das in dreifacher Hinsicht besondere Bedeutung hat für die städtebauliche Entwicklung und das Gemeinwohl Münsters: Zum einen leistet es einen dringend notwendigen, nachhaltigen Beitrag zur Entlastung des Wohnungsmarktes. Zum zweiten entstehen neue Flächen für Arbeit und Technologie. Und zum dritten setzt die Verbindung von Wohnen, Arbeiten und angewandter Forschung Impulse, die nicht nur den Westen der inneren Stadt vitalisieren, sondern insgesamt Münsters Zukunftsfähigkeit als Wissenschaftsstadt sichern helfen. Diese Aspekte sollen in einem breit angelegten Werkstattprozess mit allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern und Anliegern vertieft und weiterentwickelt werden.