23.06.2022 - Das denkmalgeschützte Uhrenturmgebäude auf der ehemaligen Oxford-Kaserne in Gievenbeck soll zukünftig als Begegnungshaus neue Geschichte(n) schreiben. Rund 100 interessierte Bürger*innen kamen nun mit der Stadtverwaltung zusammen, um gemeinsam auszuarbeiten, welche Angebote und welche Atmosphäre das künftige Bürgerhaus bieten soll.
Im Vorfeld zu dieser Veranstaltung wurden bereits online und mit der Hilfe von Postkarten Wünsche und Ideen gesammelt, die als erste Impulsgeber und Grundlage in die Veranstaltung einflossen.
Gievenbeck wächst! Im Oxford-Quartier werden in den nächsten Jahren bis zu 4.000 Neubürger*innen erwartet. Das Uhrenturmgebäude, das früher als Unteroffiziersheim genutzt wurde, soll im neuen Quartier als Begegnungshaus eine besondere Rolle einnehmen. Welche Angebote, Kurse und Veranstaltungen in Zukunft dort stattfinden werden, ist eine Frage, die insbesondere abhängig von den Wünschen und Bedarfen im Stadtteil ist.
Aus diesem Grund lud Oberbürgermeister Markus Lewe zusammen mit Bezirksbürgermeister Jörg Nathaus, Kultur- und Sozialdezernentin Cornelia Wilkens und Konversionsmanager Stephan Aumann am 7. Juni alle Interessierten ein, sich mit eigenen Ideen an der Planung des zukünftigen Begegnungshauses zu beteiligen. Diese Chance nahmen rund 100 Gievenbecker*innen wahr, die sich zu Beginn der Veranstaltung über eine musikalische Begrüßung von Schüler*innen der Westfälischen Schule für Musik freuen konnten.
Das Ganze fand in der Aula des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums statt. Warum dort und nicht im Uhrenturmgebäude selber? Das ehemalige Unteroffiziersheim ist aktuell nicht begehbar. Doch ein filmischer Rundgang durch das Uhrenturmgebäude von Ballmoos Production, der an diesem Abend auf einer großen Leinwand mehrfach abgespielt wurde, bot einen digitalen Einblick in die verschiedenen Räume des denkmalgeschützten Hauses.
In einer lockeren Atmosphäre kamen die Teilnehmer*innen an diesem Abend mit dem Projektteam der Stadtverwaltung ins Gespräch. Dabei ist der Bürgerdialog nicht der erste Schritt: Bereits 2020 fand ein Treffen mit den Vereinen Gievenbecks statt, um deren Bedarfe abzufragen und auf dieser Grundlage erste Raumkonzepte zu entwickeln. Im Vorfeld an die aktuelle Veranstaltung konnten die Bürger*innen online Ideen einreichen, die die Basis für den Abend bildeten. Eva-Maria Jazdzejewski, die als Moderatorin durch die Veranstaltung führte, betonte an dieser Stelle, dass auch genug Flexibilität bei der Programmierung des Hauses eingeplant werden muss, damit eine Interessensgruppe, die jetzt noch gar nicht vertreten ist, später auch noch ihre Wünsche einfließen lassen kann: die zukünftigen Bewohner*innen des Quartiers.
An mehreren Stationen erfuhren die Besucher*innen alles über den bisherigen Prozess und die weiteren Schritte. Und sie konnten die ersten Raumkonzepte, die besonderes Augenmerk auf eine multifunktionale und flexible Nutzung legen, begutachten und selber auf den Plänen Änderungen einzeichnen. Ein paar Schritte weiter bot sich die Möglichkeit, das Feedback aus der Online-Beteiligung mit ganz eigenen Ideen zu ergänzen und diese mit dem Projektteam der Stadtverwaltung zu diskutieren. Dabei kam so einiges zusammen: Von Bildungs- und Beratungsangeboten sowie Nachbarschafts- und Vereinstreffen über Probe-, Ausstellungs- und Atelierräumen bis hin zu Film-, Konzert- und Vortragsabenden war alles und noch viel mehr dabei. Dafür werden Räume mit unterschiedlichen Größen gewünscht, die diesen vielfältigen Angebotsmix ermöglichen. Ein starkes Augenmerk wurde zudem auf das Thema Bewegung und Tanzen und speziell dafür auf den Wunsch nach einem Holzschwingboden gelegt. Auch Angebote der Kinderbetreuung und damit inbegriffen eine Spieleecke wurden vermehrt nachgefragt. Den Teilnehmer*innen war es darüber hinaus wichtig, dass es neben den konkreten Sozial- und Kulturangeboten sowie Vereinstreffen auch Räume für offene Begegnungen zur Verfügung stehen und ebenso eine Anmietung für private Feiern möglich ist.
Für den Außenbereich des Gebäudes kam neben Hochbeeten fürs urbane gemeinsame Gärtnern und rollstuhlgerechten Spielgeräten zudem die Idee auf, an der Außenfassade des Uhrenturms eine Kletterwand einzurichten. Darüber hinaus gaben viele Bürger*innen der Stadtverwaltung auch Tipps und Ideen zur Organisation des Begegnungshauses mit auf dem Weg, beispielsweise die Schaffung einer Quartiersapp zur Vergabe von Räumen und den Wunsch nach langen Öffnungszeiten sowohl unterhalb der Woche als auch am Wochenende. Dabei wurde im Besonderen der Wunsch nach Möglichkeiten zur Selbstorganisation des Begegnungshauses durch Bürger*innen und Vereinen des Stadtteils mehrfach angesprochen.
Insgesamt wurde deutlich, dass sich alle Generationen einen lebendigen, offenen und vielfältigen Wohlfühlort wünschen.
Ein wichtiger Schritt ist gemacht: Die Stimmen der Bürger*innen sind gehört worden, aber der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Das Projektteam mit dem Amt für Immobilienmanagement, dem Konversionsmanagement, dem Kulturamt und Münster Marketing wird das gesammelte Feedback aus der Online-Beteiligung und der Vor-Ort-Veranstaltung auswerten. Die Erkenntnisse des gesamten Beteiligungsprozesses fließen dann, auch unter Beachtung der zukünftig prognostizierten Bedarfe, in die Flächen- und Raumkonzepte ein, die Basis für die erforderlichen politischen Beschlüsse und Entscheidungen zur Realisierung des Begegnungshauses sind. Dabei werden ebenso Kostenschätzungen und architektonische Erfordernisse sowie die Vorgaben des Denkmalschutzes zu berücksichtigen sein. Was das genau heißt und was bereits passiert ist, wird in diesem Uhrenturm-Puzzle erklärt: