Vielfalt der Stadtteile

50 Jahre Gebietsreform: Als Münster über Nacht auf das Vierfache wuchs

07.04.2025 - Rund 200 Gäste hat Ober­bürgermeister Markus Lewe am Sonntag, 30. März, zu einem Festakt im Rathaus­festsaal im Historischen Rathaus begrüßt. Ein­geladen hatte er, um einen besonderen Geburts­tag der Stadt Münster zu feiern: Vor 50 Jahren, am 1. Januar 1975, trat in ganz Nordrhein-Westfalen die kommunale Gebiets­reform in Kraft – seit­dem ge­hören viele der heutigen münsterschen Außen­stadtteile zum Stadt­gebiet.

Im Rahmen des Festakts mit dem Titel „Münster – Eine Gemeinschaft in Vielfalt: 50 Jahre Gebiets­reform“ wurde nicht nur in die Vergangen­heit geschaut sondern vor allem der Blick nach vorne gerichtet. Eines der Highlights: Ein Video, in dem die Menschen vor Ort zu Wort kommen und berichten, was ihre Stadt­teile heute jeweils aus­machen. 

Ein Rückblick auf die Ver­anstaltung und die Gebiets­reform:

Der Blick in die Vergangenheit 

Doch zunächst einmal zurück in die Vergangen­heit: Vor der Gebiets­reform 1975 existierte neben der Stadt auch der Land­kreis Münster, der das damalige Stadt­gebiet vollständig umschloss. Er erstreckte sich von Saerbeck im Norden bis Rinkerode im Süden und von Nottuln im Westen bis Telgte im Osten. Mit der durch das Land Nordrhein-Westfalen durch­gesetzten Neu­ordnung wurden der Land­kreis aufgelöst und elf heutige Außen­stadt­teile Münsters, die zuvor dem Kreis angehörten, dem neuen Stadt­gebiet zugeordnet. Dazu zählen: 

  • im Norden Sprakel,
  • im Osten Gelmer, Handorf und St. Mauritz,
  • im Südosten Angelmodde und Wolbeck,
  • im Süden Amelsbüren und Hiltrup
  • und im Westen Albachten, Roxel und Nienberge.

Insgesamt elf heutige Außenstadtteile, die zuvor zum ehemaligen Landkreis Münster gehörten, sind seit der Gebietsreform 1975 Teil der Stadt Münster. © Stadt Münster 

Bevölkerung wächst um 31 Prozent 

Durch die Reform wuchs das münstersche Stadt­gebiet auf mehr als das Vier­fache der ursprüng­lichen Größe an – mit dann rund 300 Quadrat­kilometern wurde Münster zur flächen­mäßig zweit­größten Stadt in NRW und ist somit flächen­mäßig vergleich­bar mit München. Die Zahl der Ein­wohnerinnen und Ein­wohner erhöhte sich von rund 200.000 auf etwa 263.000 – ein Zuwachs von 31 Prozent. 

Ziel des Landes NRW war es, die Verwaltungen mit der Neu­gliederung effizienter aufzu­stellen und ihnen gleich­zeitig eine größere Spezialisierung zu ermöglichen.

Die Bilder der Gebietsreform

Foto 1 + 2: Die Sitzung des Kreistags des ehemaligen Landkreises Münster zur Gebietsreform 1975. 
Foto 3: Mit diesem Plakat hieß die Stadt Münster 1975 die neuen Stadtteile willkommen. 
Foto 4: Mitte Januar 1975 eröffnete die Stadt in der Bürgerhalle des Historischen Rathauses die Ausstellung „Willkommen im größeren Münster“, die die neuen Stadtteile fotografisch vorstellte und willkommen hieß.

Viele Dopplungen bei Straßennamen

In den betroffenen Orten waren Protest und Wider­stand gegen die Ein­gemeindung teilweise groß. Das neue Münster musste erst lang­sam zusammen­wachsen. Mitte Januar 1975 eröffnete die Stadt in der Bürger­halle des Historischen Rathauses die Aus­stellung „Will­kommen im größeren Münster“, die die neuen Stadt­teile foto­grafisch vor­stellte und will­kommen hieß. Der ehe­malige Bürger­meister eines ein­gemeindeten Stadt­teils erklärte damals, die Aus­stellung leiste mehr zur Zusammen­arbeit als „Kebbeleien und Streitig­keiten“.

Auch kuriose Folgen brachte die Gebiets­reform mit sich: So mussten mit der Neu­gliederung ins­gesamt 220 Straßen um­benannt werden – sonst hätte es in Münster ab 1975 unter anderem neun Bahnhof-, sieben Schul- und sechs Münsterstraßen gegeben.

Nach der im Jahr 1969 stattgefundenen Veröffentlichung der ersten Pläne für ein großes Münster wurde in vielen damaligen eigenständigen Gemeinden der Frust und die Ablehnung spürbar, wie diese Zeitungsausschnitte deutlich machen. 
© Zeitungsartikel v.a. WN und MZ 1969, Sammlung in: Stadtarchiv Münster, ZAUS.

Der Blick in die heutige Zeit: Was macht Münsters Stadt­teile aus?

Trotz des lang­wierigen Prozesses und all der damaligen Heraus­forderungen und schein­bar unüberbrück­baren Differenzen, kann heute zum Glück mit Fug und Recht behauptet werden, dass die Stadt­teile und Münster zueinander gefunden haben. Aus dem weit­reichenden Puzzle, was damals zusammen­geführt werden musste, hat sich trotz oder vielleicht sogar gerade wegen aller Individualität eine Einheit gebildet. 

Das wurde beim Festakt zum 50-jährigen Jubiläum der Gebiets­reform deutlich, zu dem Ober­bürger­meister Markus Lewe Vertreter­innen und Vertreter aus der Stadt­gesellschaft und den Stadt­teilen sowie alle interessierten Bürger­innen und Bürger einge­laden hatten:

„Die Gebietsreform 1975 hat Münsters Innen­stadt und die heutigen Stadt­teile mit­einander ver­bunden und viele Menschen zu einer neuen und viel­fältigen Stadt­identität zusammen­geführt. Heute möchten wir die Stärke und die Gemein­schaft feiern, die aus dem Zusammen­wachsen der immer noch sehr eigen­ständigen und ganz unter­schied­lichen Stadt­teile über die Jahre ent­standen sind."

Oberbürgermeister Markus Lewe

Im Rathaus­festsaal begann der Festakt mit Musik der Blaulicht­musikanten, einer Unter­gruppe des Musik­korps der Frei­willigen Feuer­wehr Münster. Ein passender Auftakt des Vor­mittags, so kommen die Mitglieder der Musik­gruppe aus ver­schiedenen Münsteraner Stadt­teilen und feiern zudem in diesem Jahr ebenfalls ihr 50-jähriges Jubiläum. 

In seiner Begrüßung erklärte Ober­bürger­meister Markus Lewe, dass es manch­mal gut sei, die Stadt als Ganzes zu sehen und sich im Klaren darüber zu sein, dass es Räume und Orte innerhalb einer Gesamt­stadt geben muss, die einen hohen Identifikations­rahmen haben: "Ich glaube, es gibt keinen Münsteraner und keine Münsteranerin, die sich nicht mit dem Prinzipal­markt, mit dem Wochen­markt, mit der Promenade oder dem Aasee identifizieren kann.", sagte Ober­bürger­meister Markus Lewe. Gleich­zeitig machte er deutlich, dass in den Stadt­teilen ebenso wichtige Identifikations­punkte und Stadtteil­kulturen vorhanden sind, die seit Jahr­zehnten gelebt und weiter­entwickelt werden. Und zwar "weil es Menschen gibt, die bereit sind einen Teil ihrer freien Zeit zu opfern und damit was zu machen."

Impressionen der Veranstaltung - Teil 1

© Münster Marketing / Ralf Emmerich

Nähe zur Natur und viel ehren­amtliches Engagement

Auf die Stadtteil­identitäten gingen dann die geladenenen Bezirks­bürger­meister sowie - in Vertretung - die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin für Münster-Ost zusammen mit Moderatorin Eva-Maria Jazdzejewski in einer Podiums­diskussion ein. Zunächst konnte jeder und jede von ihnen in einem ein­minütigen "Pitch" seinen und ihren Bezirk vorstellen. Ein gar nicht so leichtes Unter­fangen, stellte sich doch schnell heraus, dass die einzelnen Stadt­teile inner­halb der Bezirke manch­mal sehr unter­schiedlich sein können - und eine Minute verdammt kurz ist. Eine große Gemeinsam­keit bei allen: die unmittel­bare Nähe zur Natur und die vielen ehren­amtlichen Kräfte, die inner­halb der Stadt­teile so viel Gutes bewegen und das Leben vor Ort lebens­wert machen. Doch auch die aktuellen Heraus­forderungen und Zukunfts­wünsche kamen im Gespräch nicht zu kurz. 

Stimmen aus Münsters Stadtteilen 

Ein Highlight des Festaktes war das Video mit den "Stimmen aus Münsters Stadt­teilen": Münsteraner*innen aus ver­schiedenen Stadt­teilen berichten, wie die Gebiets­reform vor 50 Jahren ihre Nachbar­schaften geprägt hat, was ihre Viertel heute so aus­macht und was ihnen für die Zukunft wichtig ist - ein Einblick in die Viel­falt und den Zusammen­halt der Münsteraner Stadt­teile: 

Schwimmbäder, die aus dem Boden sprießen und eine schwere Frage an ChatGPT 

Eine kleine Reise zurück in die Vergangen­heit durfte beim Festakt natürlich eben­falls nicht fehlen. Dr. Philipp Erdmann, stell­vertretender Leiter des Stadt­archivs Münster, ordnete die Gebiets­reform vor 50 Jahren historisch ein. Er erklärte, warum eine Gebiets­reform not­wendig war, wie die Pläne in der Bevölkerung so ankamen (größten­teils eben eher schlecht) und was kurz vor der Gebiets­reform passierte. So mancher Gemeinde­rat entschied sich nämlich noch spontan dafür, Schwimm­bäder zu bauen - auf die langfristigen Unterhaltungs­kosten der Bäder konnte sich dann die Stadt Münster freuen. 

Im Vorfeld zur Veranstaltung hatte Dr. Philipp Erdmann eine kühne Frage an ChatGPT gestellt, deren Antwort er dem Publikum nicht vor­enthalten wollte: "ChatGPT, was ist der beste Stadt­teil von Münster?" Die diplomatische Antwort in Kurz­form: "Das kommt darauf an, was du suchst! Münster hat viele schöne Stadt­teile mit unter­schied­lichen Vorzügen. [...] Was ist dir wichtig - Nacht­leben, Natur, günstige Mieten oder Uninähe?" 

Vielleicht kann man die Frage aber auch in den Worten von Ober­bürger­meister Markus Lewe beantworten: 

"Wenn uns der Anspruch gelingt, Menschen überall in Münster sagen zu hören "Hier bin ich zuhause", dann ist das ein toller Grund zum Feiern!" 

Oberbürgermeister Markus Lewe

Impressionen der Veranstaltung - Teil 2

© Münster Marketing / Ralf Emmerich

Heute besteht Münster aus sechs Stadt­bezirken mit 23 Innen- und 18 Außen­stadt­teilen. Beim Festakt ging es neben den elf 1975 ein­gemeindeten auch um die sieben Außen­stadt­teile, die schon vor der Gebiets­reform zu Münster gehörten. Dazu zählen Kinderhaus, Coerde, Gremmendorf, Berg Fidel, Mecklenbeck, Sentrup und Gievenbeck.

Die Stadtbezirke und ihre Stadtteile auf einem Blick: 
  • mit den Stadtteilen Coerde, Kinderhaus und Sprakel
  • im Bezirk Nord leben 31.096 Menschen
  • Bezirksbürgermeister ist Ralf Kiewit
  • mit den Stadtteilen Gelmer, Handorf und Mauritz-Ost
  • im Bezirk Ost leben 23.743 Menschen
  • Bezirksbürgermeister ist Benedikt Spangenberg (in Vertreterung war die stellv. Bezirkbürgermeisterin Ilona Thaleiser beim Festakt vor Ort)
  • mit den Stadtteilen Angelmodde, Gremmendorf und Wolbeck
  • im Bezirk Südost leben 33.203 Menschen
  • Bezirksbürgermeister ist Peter Bensmann
  • mit den Stadtteilen Amelsbüren, Berg Fidel und Hiltrup
  • im Bezirk Hiltrup leben 38.850 Menschen
  • Bezirksbürgermeister ist Wilfried Stein
  • mit den Stadtteilen Albachten, Gievenbeck, Mecklenbeck, Nienberge-Häger, Roxel und Sentrup
  • im Bezirk West leben 63.804 Menschen
  • Bezirksbürgermeister ist Stephan Brinktrine
  • mit den Stadtvierteln Aegidii, Überwasser, Dom, Buddenturm, Martini, Pluggendorf, Josef, Bahnhof, Hansaplatz, Mauritz-West, Schlachthof, Kreuz, Neutor, Schloss, Aaseestadt, Geist, Schützenhof, Düesberg, Hafen, Herz-Jesu, Mauritz-Mitte, Rumphorst und Uppenberg. 
  • im Bezirk Mitte leben 132.019 Menschen
  • Bezirksbürgermeister ist Martin Honderboom
Postkarten und Stadtteilfotos:

Ab sofort liegen Post­karten mit den schönsten Motiven aus allen 18 Außen­stadt­teilen kosten­frei in der Münster Information im Stadt­haus 1 sowie in den Bezirks­verwaltungs­stellen aus. 

Darüber hinaus stehen alle Stadtteil­motive auch in der Bild­daten­bank von Münster Marketing (Skyfish) kosten­los als Down­load für nicht­kommerzielle Zwecke zur Verfügung:

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