Stadtverträgliche Mobilität

Masterplan Mobilität Münster 2035+

18.04.2024 - Münster hat den ambitionierten Anspruch, die Mobilität der Zukunft umfassend zu gestalten: Dafür liegt nun der Masterplan Mobilität Münster 2035+ vor.

Das Leitthema "Stadtverträgliche Mobilität" definiert in den MünsterZukünften eine der wichtigsten Aufgaben. Der Masterplan zeigt nun den Weg dazu auf, denn das Ziel ist nichts weniger als die klimaneutrale Mobilität in einer verkehrssicheren, gesunden, lebenswerten, digitalen und vernetzten, erreichbaren, gerechten und barrierefreien Stadt. Ein Überblick über ein umfangreiches Zukunftskonzept:

Lars Kraehnke
Amt für Mobilität und Tiefbau

Die Idee

Auch wenn der Abschlussbericht des beauftragten Verkehrsplanungsbüros PTV Transport Consult GmbH über 250 Seiten umfasst, so ist das Konzept keineswegs im stillen Kämmerlein entstanden. Anfang 2020 fand das öffentliche Stadtforum Stadtverträgliche Mobilität zusammen mit über 100 Münsteraner*innen in der Mehrzweckhalle der Stadtwerke statt. Dabei bestätigten die Teilnehmenden explizit, dass die zahlreichen Einzelkonzepte für Münsters Mobilitätswende zusammengeführt gehören. Denn nur wenn verschiedene Verkehrsarten und Bedürfnisse der Menschen nicht separat betrachtet werden, können gute Anbindungen und möglichst unkomplizierte Wechsel zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln geplant werden. Diese integrierte Sichtweise spiegelt sich auch im Masterplan Mobilität 2035+ wider, denn er vereint Parkraumkonzept, Pendlerverkehre, öffentliches Nahverkehrskonzept, Radverkehrsinfrastruktur, usw. unter einem Dach.

Der Masterplan Mobilität 2035+ bündelt und verknüpft viele Konzepte und Maßnahmen (Anlage 7, S. 13).

Die Ausgangslage

Die Gutachter von PTV attestierten der Mobilität in Münster bereits einen Ist-Zustand, den "viele andere Städte als perspektivischen Zielzustand definieren". Ein vielzitiertes Kriterium dafür ist beispielsweise mit 74% der hohe Anteil des Umweltverbunds (d.h. Fahrrad, Bus, Bahn, zu Fuß) an Wegen, die innerhalb der Stadtgrenzen zurückgelegt werden. Gleichzeitig geht dieses Verhältnis (der Modal Split) bei den Pendlerwegen deutlich zu Gunsten des PKWs aus. Es gibt also keinen Grund sich selbstzufrieden zurückzulehnen, sondern einfach anzuerkennen, dass Münster eine gute Ausgangsposition für weitere Verbesserungen hat.

Beispielhafte Zahlen zum Status Quo der Mobilität in Münster (Anlage 7, S.16/17).

Die Erarbeitung

Fast 100 Münsteranerinnen und Münsteraner haben sich im September 2022 in Workshops mit der Fragestellung beschäftigt: „Wie können wir im Alltag in Münster so unterwegs sein, dass es uns dabei richtig gut geht?“ 
Anlass war die öffentliche Beteiligung zum Masterplan Mobilität Münster 2035+.

Rund 100 Münsteranerinnen und Münsteraner haben sich im September 2022 im Rahmen einer Ideen-Fabrik mit der Fragestellung beschäftigt: „Wie können wir im Alltag in Münster so unterwegs sein, dass es uns dabei richtig gut geht?“ Anlass war die öffentliche Beteiligung zum Masterplan Mobilität Münster 2035+.

Im Anschluss an das bereits erwähnten Stadtforum 2020 gab es eine umfangreiche Bestandsanalyse der Gutachter. Darüber hinaus flossen die Erkenntnisse der Mobilitätsbefragung 2022, die Ideen der Move-Talks (2022 & 2023), der Ideen-Fabrik, Onlinebeteiligung und des Ideen-Rats mit ein. Ein konkretes Ergebnis aus der Öffentlichkeitsbeteiligung ist beispielsweise die Mobilitätszwiebel, welche vom Gutachterteam aufgegriffen und in die konzeptionelle Gesamtidee integriert wurde:

Die Mobilitätszwiebel: Außen Park & Ride, innen autoarm und grün. Ein Beispiel, wie die Ergebnisse der Beteiligung Grundlage der konzeptionellen Gesamtidee wurden (Anlage 6, S. 50/51). 

Die Ziele

Insgesamt wurden sechs Ziele benannt und in Form eines Zielsystems vom Ausschuss für Verkehr und Mobilität bereits beschlossen (V/0102/2023):

Münster befindet sich auf dem Weg zu einer klimaneutralen und stadtverträglichen Mobilität, die gesellschaftliche Teilhabe garantiert. Anhand von bewusst ambitioniert gewählten Zielen wird die gute Ausgangsbasis genutzt, um Mobilität in Münster auf ein neues, nachhaltiges Level zu heben, das die Ansprüche der Daseinsvorsorge gewährleistet und einen flächeneffizienten Ansatz verfolgt. Dabei steht das Bestreben im Vordergrund, durch verpflichtende Zielvorgaben und passgenaue Maßnahmen, die hohe Lebensqualität in der Stadt auch zukünftig zu steigern. 

Deshalb sollen alle mobilitätsbezogenen Maßnahmen auf die Oberziele klimaneutrale Mobilität, verkehrssichere, gesunde und lebenswerte, digitale und vernetzte, erreichbare sowie gerechte und barrierefreie Stadt einzahlen.

Die sechs Ziele des Masterplan Mobilität 2035+ (Anlage 6, S. 10/11).

Die Maßnahmen

Insgesamt 46 Maßnahmen in sechs verschiedenen Handlungsfeldern wurden identifiziert, acht davon mit besonders großer strategischer Relevanz, die auch prioritär umgesetzt werden sollen:

  • A4 Umsetzung des Mobilstationskonzepts
  • B1 Einführung einer Netzhierarchie im ÖPNV
  • B2 Ausbau von ÖPNV-Hochleistungsachsen
  • B3 Einführung von ÖPNV-Hochleistungslinien
  • B6 Umsetzung der S-Bahn Münsterland
  • C1 Umsetzung und Ausweitung des Parkraumkonzepts
  • C3 Fahrradnetz 2.0: Neue Standards (um)setzen
  • E2 Integrierte Planung der Vorrangnetze

Die Auswertung der modellbasierten Szenarien zeigte, dass das größte Potential zur Erreichung der lokalen Klimaneutralität für den Bereich Verkehr im ÖPNV (Bus und Schiene) liegt. Entsprechend beziehen sich vier der Schlüsselmaßnahmen auf die Verbesserung des ÖPNV.

 

Übersicht über den gesamten Maßnahmenkatalog des Masterplan, unterteilt nach Handlungsfeldern (Abschlussbericht PTV, S. 55).

Die Szenarien

Doch was können die Maßnahmen bewirken? Um das herauszufinden, wurden die Maßnahmen in ein digitales und geeichtes Verkehrsmodell überführt und Szenarien zu den jeweiligen Maßnahmenbündeln simuliert.

Wichtig: Die Ziele und Maßnahmen sind relevant für das weitere Vorgehen, die Szenarien sind hingegen Rechenbeispiele, um zu verdeutlichen, welche Auswirkungen diese haben. Und diese zeigen: Die Maßnahmen werden zu einer Verbesserung führen, es bleibt aber viel zu tun bzw. es wird auch Zeit für die Umsetzung benötigt. So zeigt das Perspektivszenario 2045, wie das Ziel der lokalen Klimaneutralität greifbar wird. Daher im Folgenden die Auswirkungen der Szenarien am Beispiel der verkehrsbedingten Emissionen:

Verkehrsbedingte Emissionen (CO2, NOx = Stickoxide, PM10 = Feinstaub und der fossile Kraftstoffverbrauch) in den verschiedenen, berechneten Szenarien (Abschlussbericht PTV, S. 123):
-  Analysefall: Ist-Situation 
- Prognose-Nullfall "P0": Fortschreibung der soziodemografischen Strukturdaten bis zum Jahr 2035 ohne zusätzliche Mobilitätsmaßnahmen und eine Veränderung von exogenen Rahmenbedingungen
- Trendszenario: Entwicklung bis 2035 inklusive zukünftiger Maßnahmen, für die 
bereits außerhalb des Masterplanprozesses Beschlüsse erreicht wurden und mit deren Umsetzung bis 2035 zu rechnen ist
- Klimaneutralitätsszenario: Entwicklung bis 2030 unter Berücksichtigung von maximal
theoretisch denkbaren verkehrlichen Maßnahmen, auch wenn eine vollständige Realisierung unwahrscheinlich ist und/oder aktuell noch regulatorische Hindernisse bestehen
- Umsetzungsszenario: Dabei werden alle 46 Maßnahmen berücksichtigt.
- Ausblick 2045: Darüber hinaus werden 
im Masterplanprozess einige Maßnahmen und Ansätze diskutiert, deren Umsetzung bis zum Horizont 2035 nicht realistisch oder rechtlich nicht möglich ist. Diese sollen im Perspektivszenario 2045 ebenfalls berücksichtigt werden.

Die nächsten Schritte

Der Masterplan Mobilität 2035+ liegt dem Rat vor und wird voraussichtlich Ende April entschieden (V/0164/2024). Nach einem Beschluss stellt der Masterplan den handlungsleitenden Orientierungsrahmen für die weitere Zukunftsentwicklung der Mobilität in Münster dar. Sprich die Arbeit ist damit keineswegs getan, aber jede zukünftige Maßnahme muss sich an diesen ambitionierten Zielen für die Mobilität in Münster messen lassen.

Weitere Infos zum Abschlussbericht inkl. Anlagen: